Üblich ist eigentlich im ganzen Saarland und darüber
hinaus, zum 1. Mai einen Maibaum aufzustellen.
Dieser Brauch wurde auch vor rund 20 Jahren wieder
in Eidenborn eingeführt. Zunächst in der Dorfmitte,
dann beim Feuerwehr-Gerätehaus und seit mehr als
15 Jahren am Kulturzentrum. Jedes Jahr wurde ein
junger Baum hierfür gefällt. Seit 2023 wird dieser
Brauch durch einen anderen Brauch ersetzt: Die
Kulturgemeinschaft Eidenborn hat sich für einen
Zunftbaum entschieden.
Aus früher Literatur ist zu erfahren, dass Zunftbäume
erstmalig um 1585 im westfälischen Raume errichtet
wurden. Die Zünfte waren Vereinigungen von Handwerks-
betrieben. Dazu gehörten Bäckereien genau wie Schmiede
oder auch Gewürzhändler. Weil die Handwerksbetriebe
zusammenarbeiteten, konnten sie gemeinsam unabhängiger
vom Adel oder der Kirche werden und die Regeln für ihren Beruf selbst aufstellen.
Über hunderte von Jahren durfte nur einen bestimmten Handwerksberuf ausüben,
wer in einer Zunft war. Das ist heute zwar anders, aber den Namen gibt es noch immer.
Der Brauch, einen solchen Baum aufzustellen stammt aus der Zeit, als junge Burschen
auf die Walz gingen, um zu lernen. An den Wappen konnten sie dann leicht erkennen,
ob im Ort ein Meister ihrer Zunft ansässig war. Wer also einen Gesellen suchte, der hängte
sein in der Regel selbst gestaltetes Zunftwappen als Stellenausschreibung an den Baum.
Ein Zunftbaum ist kein Maibaum. Zünfte gibt es heute nicht mehr. Deshalb sind an unserem 12
Meter hohen Stamm keine Zunftschilder, sondern die Wappen und Logos der ansässigen Vereine,
Vereinigungen und Firmen präsentiert. Unser „Zunftbaum“ ist quasi ein Vereinsbaum, der auf die
Vielfalt und Gemeinschaft in Eidenborn hinweist. In einem alten Zunftschild steht zu lesen:
„Dieser Baum in des Dorfes Mitte, aufgestellt von Jung und Alt, nach altem Brauch und alter
Sitte, steht als Zeichen für Zusammenhalt“. Dies sollt auch für unseren Baum gelten. Die
zunächst geplanten 8 Schilder mussten bereits auf 14 erweitert werden. Der Kranz im oberen
Bereich des Baumes wird jeweilsneu mit bunten Bändern verziert.
Anschließen wird er wieder aufgestellt. Die Krone des Baumes ziert ein kupferner Wetterhahn.
Der Stamm des Baumes wurde uns vom Revierförster zur Verfügung gestellt.
Er war von dem Gedanken der Nachhaltigkeit und Schonung des Waldes angetan.
10 bis 12 Maibäume bleiben in den nächsten Jahren dem Wald erhalten.
Umfangreiche Vorbereitungen waren und sind notwendig. Die Halter für die Schilder wurden
geplant und gefertigt, der Baum entrindet und geschliffen, die Schilder gestaltet. Allein der
Transport des Baumes aus dem Wald benötigte viele starke Hände und einen Traktor mit
Anhänger.
Die Kulturgemeinschaft freut sich auf ihren Besuch.